«Val d’Hérens» ist für ungeübte Zungen zwar schwieriger zu artikulieren als das deutsche Wort: Eringertal. Handkehrum sind die Sinneszellen durch die akrobatische Aussprache gleich aufgewärmt für die lieblichen Geschmäcker, mit welchen das Seitental der Rhone aufwartet.

Kulinarisches Liebesgedicht

Der Nase nach geht es nach Evolène, das 2012 zum «schönsten Dorf der Romandie» gewählt wurde. Warum, versteht man beim ersten Umsehen mitten in der Urtümlichkeit: Von der Walliser Sonne patinierte Holzhäuser, gut erhaltene Getreidespeicher und manch ein Einheimischer, der in traditioneller Tracht einen stummen Gruss zuwirft, zeugen vom lebendigen Kulturerbe. Mehr darüber geben lokale Guides preis, die Neugierige mit Appetit mitnehmen auf Gourmet-Touren in versteckte Winkel, begleitet von typischen Terroir-Spezialitäten wie hervorragende Weine aus der Region oder Eringer-Wurst.

Ein Apéro im Eringertal
Das Terroir liefert hervorragende Weine. © Suisse Tourisme, Lorenz Richard

Ein Herz für Beton

Den vollmundigen Geschmack des Tomme-Käses, originalgetreu als Kuhkopf geformt, noch im Gaumen, sind alle Augen auf die Architektur gerichtet: Als Urgestein der Moderne streckt sich die Kirche von Hérémence den Walliser Wolken entgegen. Mit Knicken, Kurven und Kanten wirkt der Betonbau im brutalistischen Stil wie aus dem Felsen gehauen und zieht eine symbolische Linie zur «Grande-Dixence» – der höchsten Gewichtsstaumauer der Welt. Warum halten manche die verschachtelten Volumina im Bergidyll für einen Fluch, andere für einen Segen? Darüber lässt sich in «Les Grands Bains d’Hérémence» philosophieren. Sicher ist: Beim aussichtsreichen Wellnessen in Jacuzzi-Zonen, Pools und Themengrotten fühlt man sich selig.

Ungewöhnlich: die Pyramides von Euseigne. © Suisse Tourisme, Olivier Walther

«Chapeau» vor diesem Naturschauspiel

Nach dem Ausspannen wähnt man sich in Euseigne beinahe in einem Abenteuerfilm: Die Felsformationen wirken zwar wie eine inszenierte Filmkulisse, sind jedoch ohne menschliches Zutun entstanden. Geologische Vorgänge haben die Erdpyramiden hervorgebracht, die scheinbar Hüte tragen. Jedoch handelt es sich um Gesteinsbrocken, die das Wahrzeichen vor Erosion bewahren. Die bis zu 10’000 Jahre alten Pyramiden sind vom nahegelegenen Pfad aus in allen Blickwinkeln zu bestaunen. An der Wiege der Wanderwege, in der Hochebene von Ossona, können Besuchende in kleinen Häuschen übernachten, wo einst Tiere stallten. Ferien auf dem Hof sorgen für eine authentische Auszeit, sei es beim Melken oder Ernten, mit gelegentlichem Blöken der Ziegen als heimelige Hintergrundmusik. Die Verliebtheit in Val d’Hérens macht keinesfalls blind – im Gegenteil: Man kann sich kaum sattsehen an ikonischen Bauten und Naturphänomenen, sodass «mon amour» leicht über die Lippen geht.

www.valdherens.ch