Als Gast in Bayern sieht man die Leidenschaft der Bergbauern, Fischer, Winzer und Sennen nicht nur, man spürt und schmeckt sie auch. Und man erlebt sie: Bayerns naturschöne Kulturlandschaften laden ein, aktiv erkundet zu werden – zu Fuss, per Rad oder auf dem Wasser. Eine delikate Tour d’Horizon für Besseresser zeigt: Bayern war, ist und bleibt einfach reine Geschmackssache.

Je steiler, desto besser

Weine aus Frankens Steillagen mit bis zu 80 % Gefälle verdanken ihren Charakter der intensiven Sonneneinstrahlung. Diesen artenreichen Lebensraum bewahren die Winzer in harter Arbeit. Thomas Schenk leitet das Weingut Schenk, einen Familienbetrieb. Auf sieben Hektar baut er Silvaner, Riesling, Spätburgunder und Scheurebe an – und das so verantwortungsbewusst wie möglich. «Unsere Hänge sind ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wir fördern diese Biodiversität durch Blühstreifen und natürliche Begrünung, Nistmöglichkeiten für Vögel, Trockenmauern und vieles mehr.» Was so naturfreundlich klingt, ist aufwendig. Laubschnitt und Traubenlese in den Steillagen erfolgen meist von Hand. Eine Ahnung davon, was das bedeutet, bekommen Weinwanderer etwa auf dem Abt-Degen-Wandersteig und seinen alten Winzertreppen. Weinwanderwege laden dazu ein, Wissen über den Wein zu sammeln. Unterwegs lohnt sich ein Besuch bei Heckenwirtschaften, deren Küche mit dem Wein der Region harmoniert.

In Tausenden von Teichen werden Fische gezüchtet. © erlebe.bayern – Tobias Gerber

Toller Hecht, klasse Karpfen

Über 200 Seen gibt es in Bayern. Sie sind bis zu 190 Meter tief wie der Walchen- und Königssee und bis zu 80 Quadratkilometer gross (Chiemsee) und allesamt grossartige Reviere für Wassersport wie Kayaking, Schwimmen oder Stand-up-Paddling. Dort werden aber auch Äschen, Hechte, Waller, Huchen sowie Saiblinge, Renken und Zander gefangen. Zu den mehr als 7000 Teichen im Tal der fränkischen Aisch, das mit seinen wasserundurchlässigen Tonschichten für Landwirtschaft wenig geeignet ist, und den 4700 Teichen beim Oberpfälzer Tirschenreuth, in denen vor allem Karpfen gezüchtet werden, kommen rund 100’000 Kilometer Bäche und Flüsse hinzu.

Bergbauern: Seit 1400 Jahren unverzichtbar. © erlebe.bayern – Gert Krautbauer

Bergbauern liefern Höchstleistung

Bergbauern sind seit über 1400 Jahren unverzichtbar für den Erhalt der alpinen Kulturlandschaft in Bayern. Einer davon ist Armin Kling, in seiner Heimat, den Allgäuer Alpen, tief verwurzelt. Er führt mit seinen Eltern in zwölfter Generation einen Bauernhof: «Würden wir die Natur vernachlässigen, änderte sich für uns alles. Wir leben von und mit ihr.» Zu den biotopschützenden Tätigkeiten gehören das händische Sensen sowie das Abholzen von Latschen, Büschen und Zwergsträuchern. Ohne Bergbauernwirtschaft wäre weniger aktiver Landschaftsgenuss möglich: Man würde vor lauter Büschen und Bäumen die Berge nicht mehr sehen. Die angepasste Beweidung der Almen sichert den Bewuchs mit lichtbedürftigen Kräutern und Almpflanzen. Die Milch der Kühe, welche auf den Almen grasen, wird zu würzigen Produkten verarbeitet. 35 Alp-Sennereien in Bayerns Bergen und 14 genossenschaftliche Sennereien im Tal stellen daraus Delikatessen wie Rohmilch-Berg- und -Hartkäse sowie Weichkäse her. Diese runden jede Hüttentour oder die Ferien auf dem Bergbauernhof kulinarisch ab.

Streuobstwiesen bieten seltenen Insekten einen Lebensraum. © erlebe.bayern – Jens Schwarz

Streuobstwiesen? Echt dufte!

Auf Bayerns Streuobstwiesen wachsen alte Apfel- und Birnensorten sowie Pflaumen, Quitten und Mirabellen. Sie bieten Lebensraum für seltene Insekten. Besonders im Frühling sind sie ein Erlebnis. Mehr als 200’000 Kirschbäume wachsen in der Fränkischen Schweiz auf rund 1400 Hektar. Die unter Naturschutz stehende Region zählt zu den grössten Kirschanbaugebieten Deutschlands. Für Wanderer, Radfahrer und Kulturliebhaber bietet die Region mit ihren mittelalterlichen Schlössern, Burgruinen und Kirchen an jeder Ecke einen reizvollen Halt. Obstbauer Roland Schmitt stellt mit seiner Familie Marmeladen, Säfte, Brände und Fruchtessig her. Die Familie ist seit Generationen mit dem Obstbau verbunden. «Ich belasse viele Elemente in der Natur. Auf unseren Streuobstanlagen stehen viele ältere Sorten oder hohle Bäume, die Nistplätze für Vögel oder andere Bewohner bieten. Wir verzichten darauf, sie zu fällen», so Roland Schmitt.

Hopfen – «grünes Gold» am Wegesrand. © erlebe.bayern – Peter von Felbert

Bayerischer Hopfen fürs beste Bier

Die Biere der über 600 bayerischen Brauereien verdanken ihre Würze dem Hopfen aus der Hallertau – dem «Grünen Gold». Aus der Region zwischen Landshut, Pfaffenhofen und Kelheim stammen fast 38 Prozent der weltweiten Hopfenernte. Die Gärten der Hallertau überraschen mit einigen seltenen, hopfen-spezifischen Arten wie der Heidelerche, dem Rebhuhn, dem prachtvollen Falter «Hopfenvogel» und dem anspruchsvollen Ameisenlöwen. Bayerns Bierwanderwege erschliessen Interessierten diesen süffigen Kosmos.

Der beste Zeitpunkt, die Region kennenzulernen, ist zur Ernte Anfang September. Dann probiert man in urigen Biergärten frisches Grünhopfenbier und kulinarische Entdeckungen – mit Hopfenduft in der Nase.

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