Heimisches Handwerk hautnah
Wer sich auf die Spuren alten Handwerks in der Schweiz begibt, findet mythische Orte und kann verlorene und vergessene Künste wiederentdecken.
Wer sich auf die Spuren alten Handwerks in der Schweiz begibt, findet mythische Orte und kann verlorene und vergessene Künste wiederentdecken.
Es ist die Reise in eine längst vergessene Zeit: Die mythischen Höhlenmühlen von Le Locle waren vor 400 Jahren europaweit die einzigen unterirdischen Mühlen überhaupt und zeugen vom heimischen Einfallsreichtum. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Mühlensystem stillgelegt. Seit 1987 ist die Kalksteinhöhle am Col-de-Roches für das breite Publikum zugänglich. Wer erfahren will, wie drei einfache Müller einst ein so komplexes System erdachten, muss sich 23 Meter in die Tiefe wagen.
So einzigartig dieses Projekt ist, so vielfältig sind die Möglichkeiten in der Schweiz, in verschiedensten Museen und Anlagen alles über alte Berufe, Techniken und Handwerke zu erfahren; von der Holzschnitzerei, Sattlerei und Seidenindustrie bis hin zur Uhrmacherkunst. Hier gibt es Kontraste zu erleben, die in der heutigen technisch hochentwickelten Zeit umso beeindruckender sind.
Schauplatz Le Locle im 16. Jahrhundert: Weil der Talfluss Bied sich aufgrund seines geringen Gefälles nicht für den Betrieb einer konventionellen Getreidemühle eignet, kommen die drei Müller auf die Idee der unterirdischen Mühlen. Ein Wasserfall stürzt tief in die Kalksteingrotte, die aufwendig ausgebaut wird. Im Laufe der Jahrhunderte entsteht eine regelrechte Fabrik mit fünf Wasserrädern, die neben Getreidemühlen auch eine Dresch-, Öl- und Sägemühle antrieben.
Deutlich kleinere Räder drehten sich in der Textilproduktion. Spinnen und Weben für den Eigengebrauch gehörten früher in vielen Bergregionen zum Alltag. Im Oberwallis standen fast in jedem Haus ein Webstuhl und ein Spinnrad. Mit der Industrialisierung ging die alte Tradition beinahe verloren, weshalb sich der Verein Rosengang in Münster seit 2015 dafür stark macht, das «Textile Kulturerbe» zu bewahren. Nebst der Dauerausstellung organisiert der Verein auch regelmässig Wechselausstellungen.
Apropos Wechsel: Ein Handwerk, das sich ebenfalls stark gewandelt hat, ist die Druckerkunst. Wer die Geschichte des Drucks erfahren möchte, kann dies zum Beispiel im Museum Stamparia im Engadin. In der historischen Druckerei können alte Druck- und Satztechniken am praktischen Beispiel auf Originalmaschinen erlebt und erlernt werden. Wie eine Reise in eine längst vergessene Zeit.