Meine Reise beginnt in Perth, einer lebendigen, kosmopolitischen Stadt am Indischen Ozean, und führt nordwärts über Shark Bay und das Ningaloo Reef bis in den majestätischen Karijini-Nationalpark. Innert zwei Wochen lege ich mehr als 2300 Kilometer zurück, durch Landschaften, die ständig ihre Farben wechseln – vom gleissenden Blau des Meeres über das tiefe Rot der Erde bis hin zum zarten Grün der Buschvegetation.

Wo blau auf rot trifft

Ein kleiner Flieger bringt mich von Perth nach Monkey Mia, dem Herzen des seit 1991 als UNESCO-Welterbe geschützten Shark Bay. Aus der Luft zeigt sich ein hypnotisches Mosaik aus Türkis- und Blautönen, unterbrochen von ockerfarbenem Land. Wale durchbrechen hie und da die Wasseroberfläche, Korallenriffe ziehen verspielte Muster entlang der Küste. Am Strand hoffe ich, den berühmten wilden Delfinen zu begegnen. Das Meer ist still, die Luft salzig. Plötzlich tauchen zwei silbrig glänzende Delfine auf, nähern sich langsam, fast prüfend. Wir verweilen eine Weile im flachen Wasser, still und nah – ein Moment reiner Verbundenheit, bevor sie mit einem Flossenschlag im Meer verschwinden.

Wie ein Dialog ohne Worte: einer der wilden Delfine in Monkey Mia. © Alberto Fabbris

Kultur der First Nations

Tags darauf treffe ich Darren «Capes» Capewell, Guide der Aboriginal First Nations. Gemeinsam durchqueren wir den François-Peron-Nationalpark: blendend weisse Dünen, glühend rote Erde, smaragdgrüne Küstengewässer. Capes zeigt mir Heilpflanzen und Busch-Nahrungsmittel, erzählt deren Geschichten und Bedeutungen. Am Abend sitze ich mit ihm am Feuer unter einem sternenklaren Himmel. Der Duft von brennendem Holz mischt sich mit dem Aroma von langsam garendem Fisch. Zu den tiefen Klängen des Didgeridoos berichtet Capes Legenden von seinem Land, Gutharraguda. Es ist, als würde die Zeit für eine Nacht stillstehen.

Marine-Park der Superlative

Nach dem magischen Erlebnis mit den Delfinen in Monkey Mia setze ich meine Reise mit einem 90-minütigen Flug nach Coral Bay an der Ningaloo Coast fort, einem weiteren UNESCOWeltnaturerbe. Die über 300 Kilometer lange Korallenriffküste ist Heimat von Walhaien, Mantarochen, Delfinen, Dugongs, Meeresschildkröten und mehr als 220 Korallenarten. In Coral Bay tauche ich in das kristallklare Wasser ein, umgeben von farbenfrohen Fischschwärmen und anmutigen Schildkröten. Der Höhepunkt meiner Reise erwartet mich jedoch früh am nächsten Morgen: Mit der Crew von Coral Bay Ecotours unternehme ich eine atemberaubende Safari zu den Buckelwalen. Trotz der Kälte berührt mich die Nähe zu diesen sanften Riesen aus nur 30 Metern tief – ein unvergesslicher Moment voller Ehrfurcht und Dankbarkeit. Erschöpft, aber erfüllt, kehre ich zurück, reich an bleibenden Eindrücken.

Überraschende Begegnungen: Schnorcheln im Ningaloo Marine Park. © Daniel Thomas Browne

Das rote Herz des Outback

Nach Tagen am Meer führt die Reise ins Landesinnere, in den Karijini-Nationalpark – ein Labyrinth aus Schluchten, Wasserfällen und natürlichen Pools, geformt aus Gestein, das älter ist als das Leben selbst. Rote Felswände stürzen in türkisfarbene Becken, Farne und Moose rahmen sanfte Kaskaden ein. Am Fern Pool tauche ich ins kühle Wasser, umgeben von üppigem Grün. Kein Handy-Empfang, keine Geräusche – nur die leise Atmung der Natur. Die Tage folgen dem Rhythmus der Sonne: wandern, baden, staunen.

Hypnotische Palette: Faszinierende Farbkontraste im Outback. © Alberto Fabbris

Rückkehr und Abschied

Der Abschied vom Karijini-Nationalpark fällt mir schwer. Vom nahegelegenen Flughafen Paraburdoo aus fliege ich zurück nach Perth. Ich schalte mein Handy ein und werde von der digitalen Welt überrollt.

Zurück in Perth widme ich meinen letzten Tag dem Swan Valley, der ältesten Weinregion des Bundesstaates. Im Mandoon Estate Resort nehme ich an der Dale Tilbrook Experience teil – einer kulinarischen Reise durch native australische Zutaten: säuerlicher Quandong, Sandelholznüsse, Wildlimetten, Küstenkräuter. Mit einer Tasse Zitronenmyrten-Tee in der Hand wird mir bewusst, wie sehr mich diese Reise verändert hat. Westaustralien ist ein Ort, den man nicht einfach besucht – man lebt ihn. Und er bleibt, lange nachdem man weitergezogen ist.

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