Die vielen Gesichter des Frühlings
Mit den längeren Tagen lässt sich im Südtirol einiges erleben – zum Beispiel morgens Skifahren und nachmittags im See schwimmen.

Mit den längeren Tagen lässt sich im Südtirol einiges erleben – zum Beispiel morgens Skifahren und nachmittags im See schwimmen.
Wolkenloser, stahlblauer Himmel, Sonnenschein, Frauen und Männer im T-Shirt an der Bar und aus den Boxen dröhnt «Samba de Janeiro» von Bellini, einer der Sommerhits aus dem Jahre 1997. Diese Szene bietet sich nicht etwa an einem brasilianischen Strand, sondern an der Talstation des Skigebiets Kronplatz in Südtirol. Soeben haben die BesucherInnen die Talabfahrt hinter sich gebracht und entledigen sich erst einmal der Jacken. Denn: Es ist wirklich warm. Umso surrealer mutet die Szenerie an – vor einem die feiernden Leute, hinter einem die Pisten.
Eines wird aber schnell klar: Der Frühling im Südtirol hat viele Gesichter – so lassen sich innerhalb weniger Stunden extreme Gegensätze erleben. Möglich macht das unter anderem die lange Skisaison, die vielerorts bis in den April hinein dauert. So auch im Skigebiet Kronplatz mit seinen 121 Pistenkilometern und umgeben vom Gipfelpanorama der Pustertaler Dolomiten. Mit den Strecken «Sylvester», «Hernegg», «Pre da Peres», «Erta» und «Piculin» warten hier gleich fünf schwarze Abfahrten und damit besondere Herausforderungen. Natürlich gibt es auch genügend Pisten für Familien sowie Wintersportlerinnen und Wintersportler aller Levels. Übrigens: Dank einer neu geschaffenen Zugverbindung sind die Skigebiete Kronplatz und 3 Zinnen Dolomites näher zusammengerückt. Alle 30 Minuten geht es mit dem Ski-Pustertal-Express von der Talstation Ried am Kronplatz zum neuen Bahnhof in Vierschach direkt an der Talstation Helm. So gibt es gar 200 Kilometer Piste zu befahren.
Aber auch wer sich weniger für Aktivitäten im Schnee begeistert, kommt auf dem Gipfel auf seine Kosten. So befinden sich neben der Bergstation auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes auf 2275 Metern Höhe zwei Museen: Zum einen das Messner Mountain Museum «MMM Corones » des Extrembergsteigers Reinhold Messner, das die Alpingeschichte zeigt. Zudem wird der einmalige Blick auf die grossen Wände der Dolomiten und Alpen in die Ausstellung miteinbezogen. Das andere Museum, «Lumen», umfasst auf vier Stockwerken und 1800 Quadratmetern Fläche die Geschichte der Bergfotografie von ihren Anfängen bis hin zur Gegenwart.
Die Gäste haben den Kronplatz und die Après-Ski-Bar mittlerweile hinter sich gelassen und fahren in Richtung Süden zum Kalterer See. Nach rund eineinhalb Stunden treffen sie am Ziel ein. Es ist die Pension Leuchtenburg in Klughammer. Diese wurde erst kürzlich mit viel Liebe zum Detail renoviert, sodass nun die herrlich alten Gemäuer in neuem Glanz erstrahlen. Das Haus verfügt lediglich über zwölf Zimmer, was einen Aufenthalt gleich nochmals etwas intimer macht. Gegessen wird jeweils frisch Zubereitetes aus lokalen Produkten im Ristorante Terrazza mit bestem Blick auf den See. Apropos See: Die Pension Leuchtenburg verfügt über einen privaten Zugang, sodass man bereits wenige Minuten nach der Ankunft bei sommerlichen Temperaturen am Wasser sitzen kann. Eben noch auf der Skipiste, schauen Reisende nur wenige Stunden später den ersten mutigen Schwimmerinnen und Schwimmern zu.
Nochmals wärmer wird es am nächsten Tag: Es wartet eine Wanderung durch eine nahegelegene Schlucht. Die Rastenbachklamm macht von aussen betrachtet einen unscheinbaren Eindruck. Doch wer sich darin befindet, taucht sofort in eine Art Zauberwald ein: Sprudelnde Bäche, Wasserfälle, Becken sowie efeubewachsene Bäume umgeben einen. Kein Wunder, ist die Rastenbachklamm eines der fünf Biotope in Kaltern und als Besinnungspunkt «Mut» auch Teil des Friedensweges. Der Weg durch die Schlucht ist nicht schwierig, führt in rund eineinhalb Stunden jedoch über Treppen und Brücken. Unten im Tal angekommen, wird einem einmal mehr bewusst, welche Gegensätze die Region bereithält. Gestern noch in der Skibindung, heute in den Wanderschuhen – eines ist klar: Die vielen Gesichter des Südtiroler Frühlings ziehen einen in ihren Bann.